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Das ehemalige Parkhaus "Seilergraben"
Seilergraben 74

 
erbaut 1942 / 1943
Hausname Luftschutzanlage Leonhard Ausserbetriebnahme 31. März 2021
Quartier(e) Altstadt rechts der Limmat Stadtkreis 1 PLZ 8001
       
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Bildtext Die Einfahrt zum Parkhaus Seilergraben am Central. rechterhand, hinter dem Bauverschlag, wird an der zukünftigen Feuerwehrzufahrt der
Bahn-Durchmesserlinie nach Oerlikon gearbeitet. Aufnahme vom 26. November 2011.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
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Bildtext Bau der Verbindungstreppe vom Central / Seilergraben hinauf zum Hirschengraben.
Aufnahme vom 2. Oktober 1942.
Bildquelle Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ Zürich
   
Text Der ehemalige Luftschutzraum Leonhardsplatz

Bereits in den Jahren 1942/1943 entstand am Seilergraben, unterhalb des Hirschengrabens, eine Luftschutzanlage für die Zivilbevölkerung. Geplant und erbaut wurde sie nach den Plänen von Gottfried Schindler. Nach ihm wurden auch die Schutzbauten "Schindlerturm" erbaut und benannt, einen solchen finden wir noch heute an der Obmannamtsgasse. Ein paar Jahre später, nach dem zweiten Weltkrieg, wurde die Schutzbaute als Zivilschutzanlage für 600 Zivilpersonen der Altstadt ausgebaut.

Unmittelbar nach der Einfahrt passiert man auf der Fahrstrasse in kurzen Abständen fünf Bretterverschläge. Auf den Seiten sieht man links und rechts die zugehörigen schweren fünf Betontore eingeschoben in Nischen. Diese hätte man im Falle der Bedrohung, wenn man die Bodenbretter entfernt hätte, zuschieben können. Das besondere daran war jedoch, dass sie sich nicht gänzlich und bündig schliessen liessen. Vielmehr liessen sie sich versetzt so zusammenschieben, dass zwischendurch immer noch Personen zirkulieren konnten. Und so unter einem gewissen Schutz den eigentlichen Schutzraum mit der gewohnten Panzertüre doch noch erreichen konnten. Ein weiterer geplanter Hintergedanke dieser versetzten Anordnung der Betonwände war natürlich auch, dass so bei einer allfälligen Detonation bei einem Einschlag in der Nähe die Druckwelle gebrochen resp. abgeschwächt werden hätten können. 

Ursprünglich war übrigens damals angedacht gewesen die Kaverne noch weiter in den Fels zu treiben, aufgrund der schlechten Bohr- resp Gesteinsverhältnisse musste dieses Vorhaben jedoch abgebrochen werden. Die Erklärung, warum heute dieses Parkhaus bereits nach wenigen Metern im Fels endet.

 

       
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Bildtext Der Seilergraben gegen das Central mit der noch projektierten Treppe zum Hirschengraben hinauf.
Am Standort des späteren Parkhauses ist bereits ein grosses Tor erkennbar. Aufnahme vom 12. Juni 1942.
Bildquelle Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ Zürich
   
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Bildtext Bau an der zukünftigen Treppenverbindung vom Central zum Hirschengraben hinauf. Bei dieser bestehenden Pforte
wird später dann die Einfahrt zum zukünftigen Parkhaus Seilergraben entstehen.
Aufnahme aus dem Jahre 1943
Bildquelle Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ Zürich
   
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Bildtext Blick vom Central in den Seilergraben und das frisch eröffnete Parkaus Seilergraben, eigentlich als Luftschutzkeller Leonhard geplant.
Für den damals noch äusserst spärlichen Automobilverkehr reichte die spärliche Grösse des Parkhauses noch völlig aus.
Aufnahme vom 24. September 1943.
Bildquelle Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ Zürich
   
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Bildtext Der noch neu erscheinende Treppenaufgang vom Central zum Hirschengraben hinauf, rechterhand die Einfahrt zum Parkhaus Seilergraben.
Aufnahme aus dem Jahre 1945 von Wolf-Bender's Erben.
Bildquelle Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ Zürich
   
Text Der ehemalige Luftschutzraum Leonhardsplatz

Dieser Luftschutzraum ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr funktionsfähig. Die Technik entspricht schon lange nicht mehr den heutigen Anforderungen. Somit sind auch die Schutztüren absolut nicht mehr betriebsbereit. Man entschloss sich den einstigen Luftschutzraum nicht mehr in einen betriebsbereiten öffentlichen Zivilschutzschutzraum umzubauen. Darum wurden dieser, während dem zweiten Weltkrieg erstellte, öffentlichen Schutzraum nach den 1990er Jahren vom damaligen Amt für Zivilschutz der Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich übergeben.

Der öffentliche Luftschutzraum, heutiges Parkhaus am Central, wurde bis in die 80-er Jahre durch den Zivilschutz der Stadt Zürich jährlich regelmässig über die Funktionstüchtigkeit überprüft und gewartet. Da dieser Schutzraum vor 30 Jahren nicht mehr den neuen erforderlichen baulichen Ansprüchen genügte, löschte man seinen Eintrag als öffentlicher Schutzraum. Seither wird er, wie viele alte Bunker aus der Zeit des zweiten Weltkrieges, anders genützt - nämlich als Parkgarage. Ähnlich ist es auch mit der Sanitätshilfsstelle Bunker Landenberg, dem heutigen Zivilschutz-Museum.

Das im Jahr 1975 eröffnete Parkhaus Urania, welches bei einer politischen Bedrohung auch als öffentlicher Schutzraum für die Bewohner der Zürcher Altstadt "umfunktioniert" werden könnte, ist heute in einem absoluten Topzustand. Sämtliche Unterhaltsarbeiten in den Zivilschutzanlagen erfolgen nach festgelegten Vorschriften. Bei den regelmässigen Kontrollen werden Funktionstüchtigkeit und Einsatzbereitschaft der technischen Einrichtungen überprüft. Die dafür speziell ausgebildeten Angehörigen des Zivilschutzes vom Fachbereich Anlagen erkennen Schäden und Mängel und sind für dessen Behebung verantwortlich.

Schutz der Bevölkerung in der Schweiz ist nicht ein Thema der Vergangenheit. Schutzräume werden auch heute, sofern ein Defizit in nächster Umgebung der Bewohnenden vorhanden ist, gebaut. In der Schweiz sind heute ca. 300'000 Personenschutzräume in Privathäusern, Institutionen und Spitälern sowie 5'100 öffentliche Schutzanlagen. Insgesamt hätten somit 8,6 Millionen Personen (Einwohnerzahl Schweiz 7,8 Mio) Zugang zu einem Schutzraum.

Quelle: Jürg-Peter Hug ehemaliger Kurator des Zivilschutz-Museums, anlässlich einer Anfrage aus dem Jahre 2010

 

   
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Bildtext Der Seilergraben mit der Polybahn und dem darunter liegenden Parkhaus Seilergraben am Seilergraben 74.
Aufnahme aus dem Jahre 2008 vom Baugeschichtlichen Archiv, Zürich, aufgenommen von Thomas Hussel.
Bildquelle Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ Zürich
   
Text Im Innern der ehemaligen Zivilschutzanlage

 

   
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Bildtext Blickt man vom Seilergraben her in die Einfahrt so erkennt man sehr gut die schweren fünf eingefahrenen Beton-Schutztore.
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
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Bildtext Vom Seilergraben her erreichte man durch diesen Stollen das eigentliche Parkhaus.
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
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Bildtext Einst Schalter resp. Büroraum des Schutzraumchefs und der Zutrittskontrolle.
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
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Bildtext Diverse nostalgische Schriften und Einrichtungen erinnern noch heute an den ehemaligen Zweck dieser Baute.
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
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Bildtext Die eigentliche Einstellhalle des Parkhauses, aus Platzgründen ganz hinten der Kehrplatz.
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
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Bildtext Die technischen Einrichtungen stammen teils noch Original aus den 1940er Erbauungsjahren.
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
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Bildtext Ein Teil der Wasser-, Luft- und Energieversorgung
Bildquelle Stadt Zürich, Videobotschaft vom 29. März 2021
   
   
Text Parkhaus Central wird geschlossen 

Ende März 2021 stellt das Parkhaus Central am Seilergraben den Betrieb ein. Hohe Kosten und neue Auflagen sprechen gegen eine Sanierung. Die vom historischen Parkplatz-Kompromiss erfassten Parkplätze werden ins Parkhaus Urania verlegt.

Mit 36 Plätzen ist das Parkhaus Central am Seilergraben 74 das kleinste der zehn städtischen Parkhäuser. Es wurde 1943 eröffnet, zuvor diente der «Stollen» als Luftschutzraum. Abklärungen haben ergeben, dass die sanierungsbedürftige Anlage nur mit hohen Kosten modernisiert und für weitere Jahre gebrauchtstauglich gemacht werde könnte. Zudem hätten neue Normen zur Folge, dass nach einer Sanierung weniger Parkplätze als heute angeboten werden könnten; ein kostendeckender Betrieb wäre nicht möglich. Deshalb wird das Parkhaus Ende März 2021 geschlossen.

«Der historische Parkplatz-Kompromiss kann trotz der Schliessung eingehalten werden», betonte Finanzvorstand Daniel Leupi heute Dienstag an einer Medienorientierung. Die 30 Parkplätze, die vom Kompromiss erfasst werden, werden ins nahe gelegene Parkhaus Urania verlegt. Der historische Parkplatzkompromiss wurde 1996 vom Gemeinderat beschlossen mit dem Ziel, die Innenstadt für den Fussverkehr attraktiver zu machen, indem oberirdische Parkplätze in Parkierungsanlagen verschoben werden. Dabei sollte die Gesamtzahl der Parkplätze auf dem Stand von 1990 stabil bleiben.

Zurzeit wird geprüft, wie die Anlage künftig genutzt werden soll. Im Vordergrund steht die Idee, im ausser Betrieb genommenen Parkhaus eine Zentrale für einen Energieverbund zu erstellen.

Quelle: Medienmitteilung der Stadt Zürich vom 29. März 2021

 

   
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Bildtext Videobotschaft von Stadtrat Daniel Leupi zur Schliessung des Parkhaus Central
Bildquelle Stadt Zürich, Zürich
   
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